Mittelalterliche Liturgie: Führung durch die Ausstellung „Musikalische Fragmente“
Nachdem Herzog Ulrich von Württemberg 1534 die Reformation in seinem Land eingeführt hatte, wurden die Klöster aufgelöst. Damit hatten die alten Handschriften, die im Gottesdienst eingesetzt worden waren, ihren Nutzen verloren. Was an liturgischen Handschriften erhalten geblieben ist und wie die fragilen Stücke restauriert werden, zeigt die Ausstellung „Musikalische Fragmente“, die noch bis zum 27. September in Kloster Wiblingen zu sehen ist. Einen besonderen Einblick in die mittelalterliche Liturgie bekommen die Gäste des Klosters bei einer Sonderführung mit den Kuratoren der Ausstellung am 6. September.
AUS ALT MACH NEU
Nach der Auflösung der Klöster im Zuge der Reformation sah man für die Gebete und Gesänge, die in den Messen der Mönche erklungen waren, keinen Nutzen mehr. So wurden die alten Bücher ohne Verwendungszweck zum Material für neue Bücher. Schließlich konnte das Pergament wiederverwendet werden. Also wurden die liturgischen Schriften in ihre Einzelblätter zerlegt und beschnitten, um sie als günstiges Einbandmaterial zu benutzen. Auch Handschriften aus dem Kloster Wiblingen ereilte das Schicksal, als Einbände „modernerer“ Bücher – vor allem für Amtsbücher wie Urbare und Rechnungsbücher – recycelt zu werden.
RARITÄTEN AUS DEM MITTELALTER IN WIBLINGEN
Mehr über die liturgischen Schriften erfährt man in der Ausstellung „Musikalische Fragmente“ im Kloster Wiblingen, die vorher bereits in den Klöstern Salem, Bebenhausen, Maulbronn und Alpirsbach zu sehen war. Die Präsentation, die das Hauptstaatsarchiv des Landesarchivs Baden-Württemberg in Kooperation mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg erarbeitet hat, zeigt nicht nur liturgische Handschriften und Einbände aus älteren Pergamentblättern. Sie beleuchtet auch die Schritte der Erforschung und Restaurierung dieser fragilen Stücke. Noch bis zum 27. September 2015 ist die Ausstellung in Wiblingen zu sehen.
FÜHRUNG MIT DEN KURATOREN DER AUSSTELLUNG
Einen besonders tiefen Einblick in die Geschichte der „Musikalischen Fragmente“ bekommt man bei einer Sonderführung der Kuratoren am Sonntag, 6. September. Dabei stellen Prof. Dr. Peter Rückert vom Landesarchiv Baden-Württemberg und Musikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Traub von der Universität Tübingen die Ausstellung und die außergewöhnlichen Zeugnisse mittelalterlicher Liturgie näher vor. Als ganz besondere Exponate werden bei der Führung ein Missale-Fragment des späten 10. Jahrhunderts, ein Zeugnis mehrstimmigen Singens aus dem 15. Jahrhundert und ein Dokument zum Orgelspiel im Kloster Weingarten genauer betrachtet.
KLINGENDE HANDSCHRIFTEN
In den Jahrzehnten um 1500 zerstörten Wiblinger Mönche mehrere Choralhandschriften aus der Frühzeit des Klosters, das 1093 gegründet worden war. Die Schriften nutzten sie vielfach als Spiegel oder Vorsatzblätter für andere Handschriften. Die Ausstellung „Musikalische Fragmente“ zeigt eines dieser
seltenen Wiblinger Dokumente: ein Einzelblatt aus dem 12. Jahrhundert mit den Messen der drei nachweihnachtlichen Festtage. Für die Musikgeschichte sind die erhaltenen Fragmente von besonderer Bedeutung. Denn die liturgischen Handschriften enthalten geistliche Musik des Mittelalters – wie sie einst von den Mönchen in Wiblingen in den Gottesdiensten gesungen wurde. Als besonderen Höhepunkt der Ausstellung bringen Einspielungen der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart die Welt der klösterlichen Musik wieder zum Klingen. Zudem wurden die Ausstellungsmacher von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Studiengang Konservierung und Restaurierung von Graphik, Archiv- und Bibliotheksgut in Fellbach unterstützt.
SERVICE
SONDERFÜHRUNG
in der Ausstellung „Musikalische Fragmente“ mit Prof. Dr. Andreas Traub, Musikwissenschaftliches Institut der Universität Tübingen und Prof. Dr. Peter Rückert vom Landesarchiv Baden-Württemberg
TERMIN
Sonntag, 6. September, 14.00 Uhr
PREIS
Erwachsene 8,00 €
Ermäßigte 4,00 €
Familien 20,00 €
ANMELDUNG
Kloster Wiblingen
Schlossstraße 38
89079 Ulm-Wiblingen
Telefon +49(0)7 31.502 89 75
Telefax +49(0)7 31.502 58 12
info@kloster-wiblingen.de
MUSIKALISCHE FRAGMENTE
Ausstellung
AUSSTELLUNGSORT
Kloster Wiblingen
Schlossstraße 38
89079 Ulm
TERMIN
bis 27. September 2015
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – So und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr
EINTRITT
Erwachsene 4,50 €
Ermäßigte 2,30 €
Familien 11,30 €
Gruppen (ab 20 Personen) pro Person 4,00 €
KONTAKT
Kloster Wiblingen
Schlossstraße 38
89079 Ulm-Wiblingen
Telefon +49(0)7 31.502 89 75
Telefax +49(0)7 31.502 58 12
info@kloster-wiblingen.de
Freitag, 28. August 2015
Kloster Wiblingen, Ulm-Wiblingen |
Ausstellungen
FÜHRUNG DURCH DIE AUSSTELLUNG „MUSIKALISCHE FRAGMENTE“
Nachdem Herzog Ulrich von Württemberg 1534 die Reformation in seinem Land eingeführt hatte, wurden die Klöster aufgelöst. Damit hatten die alten Handschriften, die im Gottesdienst eingesetzt worden waren, ihren Nutzen verloren. Was an liturgischen Handschriften erhalten geblieben ist und wie die fragilen Stücke restauriert werden, zeigt die Ausstellung „Musikalische Fragmente“, die noch bis zum 27. September in Kloster Wiblingen zu sehen ist. Einen besonderen Einblick in die mittelalterliche Liturgie bekommen die Gäste des Klosters bei einer Sonderführung mit den Kuratoren der Ausstellung am 6. September.