Luftaufnahme von Kloster Wiblingen

Verschwenderische Pracht und schlichte ErhabenheitStilgeschichte

Der Neubau des Klosters war ein typisches Projekt des 18. Jahrhunderts. Wiblingen bietet eine barocke Gesamtanlage des Klosters, eine grandiose Ausstattung der Rokoko-Zeit in der Bibliothek und einen ersten Höhepunkt des Frühklassizismus in der imponierenden Klosterkirche.

Blick in die Klosterkirche mit Deckenfresko

Der Innenraum der Kirche.

Barock

Ein Ideal des barocken Bauens ist die Symmetrie. In Wiblingen bildet die Kirche das Zentrum der symmetrischen Anlage. Typisch für die Zeit ist die bewegte Fassade der Kirche. Im vollendeten Zustand hätte sie zwei Türme und einen geschwungenen Giebel erhalten. Im Barock experimentieren die Architekten gerne mit ungewöhnlichen Grundrissen: In der Klosterkirche entsteht aus der Verschmelzung des Langhauses mit einem Rundbau im Zentrum und dem Mönchschor ein weiter, durchgehender Raum.

Stuckrelief eines Puttenpaars mit Sternzeichenglobus (um 1750) im Bibliothekssaal

Das wichtigste Schmuckelement: die Rocaille.

Rokoko

Der Bibliothekssaal, Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden, gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen des süddeutschen Rokoko. Der Raum mit seinen schwingenden Konturen und dem reichen, farbenfrohen und zugleich harmonisch durchkomponierten Dekor ist typisch für diese Epoche. „Rokoko“ leitet man ab vom französischen Wort „rocaille" für Muschelwerk. Gemeint sind Meeresschnecken, deren Ränder unregelmäßig gezackt auslaufen, ein Motiv, das sich auch in den Ornamenten in Wiblingen findet.

Frühklassizismus

Die Klosterkirche in Wiblingen ist als letztes Bauwerk der barocken Gesamtanlage schon dem Frühklassizismus verpflichtet. Der neuartige Stil zeigt sich vor allem in den Ornamenten des Innenraums: Die Details werden zunehmend geometrisch und folgen Vorbildern, die von antiken Bauwerken bekannt sind. Weiß und Gold sind die beherrschenden Farben des hellen Kirchenraumes, so dass eine fast kühle Stimmung entsteht.

Kanzel aus Stuckmarmor am Vierungspfeiler (1781), Klosterkirche Wiblingen
Taufstein-Überdachung von Johann Georg Schnegg (1781), Klosterkirche Wiblingen

Farbe und Formen des beginnenden Frühklassizismus.

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