Deckenfresko "Die Klosterstifter" in der Vorhalle der Klosterkirche, Januarius Zick, 1781

Vielfältig: Kloster, Wallfahrtsort, Schloss und KaserneMeilensteine

Das Benediktinerkloster St. Martin bei Ulm kam über die Jahrhunderte zu Reichtum: ein Anlass für den großen Neubau des 18. Jahrhunderts. Nach der Säkularisation im 19. Jahrhundert war es kurz herzogliche Residenz und vor allem Kaserne – erst dafür wurde der barocke Plan fertig gebaut.

Sandsteinepitaph des Grafen Eberhard V. und seiner Frau Kunigunde in der Pfarrkirche St. Martinus

Fromme Stifter

Im Jahr 1093 stifteten die Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg das Kloster. Mit ihrer frommen Gründung sorgten die Adeligen für ihr eigenes Seelenheil und das ihrer Nachkommen. Der Kreuzgang von Wiblingen beherbergte über viele Generationen die Gräber der Familie. Als kostbares Vermächtnis der Stifter verwahrt das Kloster noch heute eine Reliquie vom Kreuze Christi. Die Geschichte der Kreuzreliquie und ihre Bedeutung für Wiblingen sind im Kloster und seiner Ausstattung allgegenwärtig.

Von Aufstieg und Niedergang

Reiche Schenkungen und großzügige rechtliche Freiheiten ermöglichten den Aufstieg des Benediktinerklosters. Aber schon im späten 13. Jahrhundert erlebte der Konvent erstmals eine Krise, ja sogar einen Niedergang. Die Mönche hatten sich von wesentlichen Prinzipien der Ordensregeln wie etwa der Besitzlosigkeit und dem gemeinschaftlichen Leben gelöst. Zudem vernichtete ein großer Brand Teile des Klosters. Erst im 15. Jahrhundert gelang es durch Reformen, das Kloster wieder zu neuem Glanz zu führen.

Außenansicht des Nordflügels von Kloster Wiblingen

Unterkunft für Mönche, Soldaten und Studenten.

Postkarte aus der Schlosskaserne Wiblingen

Grüße aus der „Schlosskaserne“.

Das Kloster wird Schloss

Der Dreißigjährige Krieg brachte Not und Armut auch für ein reiches Kloster wie Wiblingen. Danach folgte ein neues Aufblühen der Klosterkultur im 18. Jahrhundert. Diese letzte Glanzzeit endete mit der Säkularisation. Dann machte Herzog Heinrich von Württemberg Wiblingen für kurze Zeit zum Schloss. Später wurde Wiblingen dauerhaft als Infanteriekaserne genutzt und „Schlosskaserne“ genannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand aus Platznot für die Soldaten der in der Barockzeit nie gebaute Südflügel des Klosters.

Postkarte aus der Schlosskaserne Wiblingen

Die Klosteranlage Wiblingen als Schlosskaserne.

Vielfältige Nutzungen im 20. Jahrhundert

Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Wiblinger Kasernen leer: 700 Flüchtlinge und 35 Betriebe fanden hier Platz. In den ehemaligen Klostergebäuden begann kurz nach dem Krieg der Bau von Karosserien für PKW und Omnibusse. Im ehemaligen Kapitelsaal wurden die ersten Bikinis der Neuzeit gestrickt. Das Kloster wurde zur Stadt in der Stadt mit Schule und Post, Krankenhaus und Badeanstalt. Heute ist hier die Akademie für Gesundheitsberufe beheimatet – Studierende füllen das Kloster mit neuem Leben.

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