Blick in den Bibliothekssaal von Kloster Wiblingen

Gut getarnt im BibliothekssaalVerborgene Treppen

Wie gelangten die Benutzer der Bibliothek von unten auf die Galerie? Zwei Wendeltreppen machten es möglich. Um den vollkommenen Raumeindruck im Bibliothekssaal nicht zu stören, versteckte der Architekt die Treppen an den Längsseiten: ein raffinierter Einfall, aber kein dunkles Geheimnis!

Nische mit Skulptur von Dominikus Hermenegild Herberger

Hinter der Figur befindet sich ein Treppenausgang.

Gut versteckt

Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick sind die beiden verborgenen Wendeltreppen in der Bibliothek nicht zu erkennen. Ihre Zugänge unten im Saal werden von Bücherregalen verdeckt – und heute noch dazu mit Gittern verschlossen. Die Ausgänge der Wendeltreppen oben auf der Galerie bleiben ebenfalls unsichtbar: Sie sind als Nischen getarnt, in denen jeweils eine der leidenschaftlich bewegten Figuren Dominikus Hermenegild Herbergers steht.

Eingebautes Loch zur Beleuchtung der Treppe hinter einem der Bücherregale

Kein Guckloch, sondern nötig für die Beleuchtung.

Kein Geheimnis: die symmetrische Ordnung

Das barocke Prinzip der Symmetrie galt sogar für die unsichtbaren Wendeltreppen. Sie sind spiegelsymmetrisch an den Längsseiten des Saales eingebaut. Übrigens: Sie waren nicht wirklich als Geheimtreppen gedacht. Es ging darum, die Harmonie des Saales nicht durch sichtbare Treppeneinbauten zu stören. Da die Treppen in den Wänden liegen und daher auch keine Fenster haben, werden sie indirekt durch Öffnungen in den Bücherregalen beleuchtet.

Treppenzugang in der Wiblinger Klosterbibliothek

Nur Mönche durften diesen Zugang benutzen.

Nur für Mönche

Die Treppen zur Galerie waren nur für die Mönche gedacht, ein praktischer Zugang, um an die Bücherregale auf der Galerie zu gelangen. Daher haben sich am Treppenaufgang auch noch Arbeitsspuren erhalten: Holzbretter, die den in der Bibliothek arbeitenden Künstlern als Mustertafeln dienten. 

Würfelmuster auf dem Marmorboden im Bibliothekssaal

Effekte im Marmorboden – von oben gut erkennbar.

Einmaliger Blick

Die Galerie bietet einen einmaligen Blick auf die Ausstattung des Bibliothekssaales. Die phantastischen Fresken sind zum Greifen nah. Der erhöhte Standpunkt verändert die Perspektive der Bilder. Der Blick nach unten zeigt das aufwändige Muster des Marmorbodens. Geradezu dreidimensional heben sich Sterne, Würfel oder auch Treppen aus dem Boden. Japanische Gäste sollen in den Fliesenmustern sogar das Logo eines großen asiatischen Autoherstellers erkannt haben.

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