Kloster Wiblingen, Bücher der Bibliothek

Das Erbe GutenbergsDer Buchdruck

Die Erfindung des Buchdrucks in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts revolutionierte die Herstellung des Buches – und hatte Folgen für die Klöster. Die einstigen Schreibstuben der Mönche verloren ihre Bedeutung. Dagegen blühten die Klosterbibliotheken auf.

Darstellung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert

Die Druckerpresse veränderte die Buchherstellung.

DIE ERFINDUNG DES BUCHDRUCKS

1450 druckte Johannes Gutenberg erstmals ein Gedicht mit seiner neuen Druckerpresse. Grundgedanke seiner Erfindung war die Zerlegung des Textes in alle Einzelelemente, also in Klein- und Großbuchstaben, Satzzeichen, Buchstabenverbindungen und Abkürzungen, die als seitenverkehrte Lettern in beliebiger Anzahl gegossen und zu Wörtern und Zeilen zusammengefügt werden konnten. Die ersten Druckereien in Südwestdeutschland wurden 1473 in Ulm und Esslingen eröffnet.

Eine gedruckte Bibel

Das Buch wurde zur Massenware.

DIE BEDEUTUNG DER DRUCKTECHNIK

Die Ära der handschriftlichen Vervielfältigung von Texten ging mit der Erfindung von Johannes Gutenberg zu Ende. Der Buchdruck revolutionierte den Büchermarkt und die Herstellung von Büchern. Das Pergament wurde durch preiswerteres Papier ersetzt und die technische Neuerung ermöglichte den Druck tausender Buchexemplare. Für den Druck von 180 Bibeln benötigte man nun etwa drei Jahre – ein Zeitraum, in dem zuvor ein Schreiber nur eine einzige Bibel abgeschrieben hatte.

Darstellung eines Skriptoriums, Jean Belot, Holzschnitt nach 1500

Die Schreibstuben der Klöster wurden überflüssig.

AUSWIRKUNGEN AUF DEN KLOSTERALLTAG

Die gebildeten Mönche in den Schreibstuben hatten ein Monopol auf die Vervielfältigung von Büchern: In den Klöstern saßen die Spezialisten, die Bücher in vielen Schriften kopieren und mit Ornamenten und Initialen illustrieren konnten. Doch mit dem Siegeszug des Buchdrucks ging die Zahl an handgeschriebenen Büchern stark zurück. Der Buchdruck ermöglichte die schnellere Wissensvermittlung an viele Menschen, damit wurde Wissen zum Allgemeingut. Das Buch als Massenware war eine wesentliche Voraussetzung für die Reformation.

Vom Bücherschrank zum Festsaal für Bücher

Die Schreibstuben verloren ihre Bedeutung, doch die Klosterbibliotheken wuchsen: Die Bücher eines Klosters waren zunächst in einem sogenannten Armarium, einem Bücherschrank, in der Nähe der Sakristei untergebracht. Im 15. und 16. Jahrhundert stieg die Zahl der Bücher so stark an, dass die Bücher eigene Räume mit eingebauten Schränken und Lesepulten zum Arbeiten bekamen. In süddeutschen Benediktinerklöstern entwickelte sich ein eigener Bautyp: im Erdgeschoss eine Kapelle, im Obergeschoss eine Bibliothek. In den barocken Klöstern entstanden prächtige Festsäle für Bücher, die auch dem Empfang vornehmer Gäste dienten. 

Die Klosterbibliothek im Obergeschoss der Marienkapelle im Kloster Hirsau
Die barocke Klosterbibliothek im Kloster Wiblingen

Links der spätgotische Bibliotheksraum von Hirsau mit den originalen Bücherschränken, rechts die Klosterbibliothek von Wiblingen, die in der Blütezeit des Klosters ca. 15.000 Bücher enthielt.

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